
Eine Sondergruppe der Derivate sind die Zertifikate. Es handelt sich dabei um Schuldverschreibungen, die sich dennoch auf einen Basiswert beziehen und somit zu den abgeleiteten Finanzprodukten zählen. Die Ausgestaltung der Zertifikate kann der Emittent individuell vornehmen. Dies führt unter anderem dazu, dass am Markt mehr als zehn unterschiedliche Arten von Zertifikaten existieren.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Worum handelt es sich bei Zertifikaten?
- 2 Wie funktionieren Zertifikate?
- 3 Welches Risiko beinhalten Zertifikate?
- 4 Welche Arten von Zertifikaten existieren am Markt?
- 5 Indexzertifikate: Meistens ein Aktien- oder Rohstoff-Index als Basiswert
- 6 Discountzertifikate mit Preisabschlag, aber Gewinn-Deckelung
- 7 Bonuszertifikate: Sicherheitslevel und Bonuslevel Level zeichnen die Konstruktion aus
- 8 Garantiezertifikate mit Kapitalschutz
- 9 Hebelzertifikate mit hohem Risiko
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Worum handelt es sich bei Zertifikaten?
Zertifikate sind Schuldverschreibungen, sodass sie für den Käufer ein Gläubigerrecht gegenüber dem Emittenten beinhalten. Ausgegeben werden Zertifikate nahezu ausnahmslos von Banken. Etwas abstrakt formuliert handelt sich bei Zertifikaten um eine Art Wette, die der Emittent gegenüber dem Käufer eingeht. Die weitaus meisten Zertifikate können an der Börse gehandelt werden, aber auch der OTC-Handel (außerbörsliche Handel) ist gängig. Meistens haben Zertifikate eine begrenzte Laufzeit, es sei denn, es handelt sich um sogenannte Open-End-Zertifikate.
Wie funktionieren Zertifikate?
Zertifikate funktionieren ähnlich wie nahezu alle anderen Derivate. Sie beziehen sich stets auf einen Basiswert, der im Normalfall aus einer der folgenden Kategorien stammt:
- Aktien
- Indizes
- Rohstoffe
- Devisen
In den Zertifikate Bedingungen ist meistens ein Verhältnis festgelegt, nämlich in welchem Verhältnis sich das Zertifikat sich auf einen Basiswert bezieht. Darüber hinaus gibt es vor allem Bedingungen, unter welchen Voraussetzungen der Inhaber der Zertifikate welchen Gewinn erzielen kann oder einen Verlust erleiden würde.
Da es über zehn Zertifikate-Arten am Markt gibt, ist es für Kunden wichtig, sich genau mit den Bedingungen des einzelnen Zertifikates auseinander zu setzen. Die Zertifikate Bedingungen legen insbesondere fest, welcher Gewinn unter welchen Voraussetzungen möglich ist und auch, wie sicher die Schuldverschreibung ist. Von einem Totalverlustrisiko bis hin zu einer Kapitalgarantie gibt es unterschiedliche Ausprägungen. Daher gibt es fast für jeden Anlegertyp die passende Zertifikatsart.
Welches Risiko beinhalten Zertifikate?
Zertifikate sind vielen Anlegern noch in sehr negativer Erinnerung, nämlich als im Jahre 2008 die amerikanische Investmentbank Lehman Brothers Insolvenz anmelden musste. Zahlreiche Anleger hatten nämlich Zertifikate im Bestand, die von dieser Bank emittiert wurden. In dieser Situation wurde auch das Hauptrisiko der Zertifikate deutlich, nämlich das Emittentenrisiko. Kann der Emittent seine Verpflichtungen, insbesondere aufgrund einer Insolvenz, nicht erfüllen, besteht für Anleger das hohe Risiko eines Totalverlustes. Wie hoch das Risiko von Kursverlusten ist und in welchem Umfang Anleger daran teilhaben, hängt wiederum von der Ausgestaltung des einzelnen Zertifikates ab.
In der Übersicht sind Zertifikate mit den folgenden Risiken ausgestattet:
- Emittentenrisiko
- Kursrisiko
- Ertragsrisiko
Wird das Zertifikat in einer fremden Währung notiert, kommt zusätzlich noch ein potentielles Währungsrisiko hinzu.
Welche Arten von Zertifikaten existieren am Markt?
Wie bereits erwähnt, gibt es mehr als zehn unterschiedliche Zertifikatsarten. Daher ist es wichtig, die grundlegenden Eigenschaften der am häufigsten angebotenen Zertifikate zu kennen. Dabei handelt es sich um die folgenden Varianten:
- Indexzertifikate
- Discountzertifikate
- Bonuszertifikate
- Garantiezertifikate
- Hebelzertifikate
Indexzertifikate: Meistens ein Aktien- oder Rohstoff-Index als Basiswert
Mit am beliebtesten sind die sogenannten Index-Zertifikate. Die wesentliche Eigenschaft besteht darin, dass es sich beim Basiswert um einen Index handelt. Meistens ist dies entweder ein Aktien-, Branchen- oder Rohstoffindex. Typisch für Indexzertifikate ist, dass die Preisentwicklung des jeweiligen Index im Verhältnis 1:1 abgebildet wird. Bei einem Aktienindex als Basis sollte beachtet werden, dass sich die jeweilige Schuldverschreibung entweder auf den Performanceindex oder auf einen Kursindex beziehen kann. Indexzertifikate sind vor allem deshalb sehr beliebt, weil sie einfach verständlich sind. Anleger werden an der Wertentwicklung des Index meistens ohne Grenze im positiven und negativen Sinne beteiligt. Nicht selten handelt es sich bei Index-Zertifikaten um Open-End-Zertifikate. Es gibt in dem Fall also keine begrenzte Laufzeit.
Discountzertifikate mit Preisabschlag, aber Gewinn-Deckelung
Ebenfalls zu den sehr beliebten Zertifikatsarten zählen die Discountzertifikate. Die Haupteigenschaft dieser Zertifikate besteht darin, dass es – besonders im Vergleich zum Direktkauf des jeweiligen Basiswertes – eine Begrenzung des Risikos gibt. Diese Risikobegrenzung erhält der Anleger allerdings nicht umsonst, denn im Gegenzug sind mögliche Gewinne ebenfalls begrenzt. Dies wird auch als Cap (Deckel) bezeichnet. Zudem haben Discountzertifikate meistens einen Abschlag und sind daher etwas günstiger, weshalb die Bezeichnung „Discount“ genutzt wird.
Bonuszertifikate: Sicherheitslevel und Bonuslevel Level zeichnen die Konstruktion aus
Bei Bonuszertifikaten gibt es zwei relevante Parameter, durch welche die Konstruktion bestimmt wird. Dabei handelt es sich zum einen um das Sicherheitslevel und zum anderen um das Bonuslevel. Je nachdem, wie der jeweilige Parameter gewählt wird, stellt sich die Entwicklung des Zertifikatswertes im Verhältnis zur Kursentwicklung des jeweiligen Basiswertes dar. Kennzeichnend für Bonuszertifikate ist vor allem, dass sich deren Parameter völlig ändern, wenn der Kurs des Basiswertes während der Laufzeit auch nur einmal die Barriere (Sicherheitslevel) berührt. In diesem Fall ist der mögliche Bonus nämlich verloren und das Zertifikat verhält sich wie ein gewöhnliches Tracker-Zertifikat und bildet die weitere Kursentwicklung 1:1 ab.
Hat der Kurs des Basiswertes während der Laufzeit das Sicherheitslevel hingegen nicht berührt bzw. unterschritten, kommt der Bonuslevel zum Tragen. Dies geschieht, wenn der Kurs des Basiswertes am Fälligkeitstag nicht über dem Bonuslevel liegt. In diesem Fall erhält der Inhaber den Bonus, der dann eine höhere Rendite als die eigentliche Differenz zum Kurs des Basiswertes ausmacht. Sollte der Kurs des Basiswerts am Fälligkeitstag des Zertifikates über den Bonuslevel liegen, wird die entsprechende Differenz ausgezahlt und die Rendite liegt somit über dem Bonus.
Garantiezertifikate mit Kapitalschutz
Insbesondere sicherheitsorientierte Anleger entscheiden sich im Bereich der Zertifikate häufig für die sogenannten Garantiezertifikate. Diese beinhalten nämlich, dass der Inhaber des Zertifikates am Ende der Laufzeit entweder mindestens sein investiertes Kapital zurück erhält oder einen großen Anteil davon, beispielsweise 90 Prozent. Der Preis, den der Inhaber für diesen Kapitalschutz zahlen muss, besteht in einer begrenzten Rendite.
Hebelzertifikate mit hohem Risiko
Zu den riskanteren Zertifikatsarten zählen die sogenannten Hebelzertifikate. Wie der Name bereits vermuten lässt, sind diese Zertifikate mit einem Hebel ausgestattet. Durch den Hebel sind zwar einerseits höhere Gewinne möglich, auf der anderen Seite besteht allerdings auch ein erhöhtes Risiko. Der Hebel gibt an, in welchem Umfang das Zertifikat die Kursentwicklung des Basiswertes nachbildet. Es gibt am Markt mehrere Bezeichnungen, unter denen Hebelzertifikate angeboten werden, insbesondere:
- Turbo-Zertifikate
- Knock-out Zertifikate
- Mini-Futures
Auch die zuvor erwähnten Bonuszertifikate und Discountzertifikate zählen im Grunde zu den Hebelzertifikaten. Besonders risikoreich sind hier die sogenannten Knock-out Zertifikate. Unterschreitet der Kurs während der Laufzeit nämlich nur einmal eine bestimmte Schwelle, ist das Zertifikat – bis auf einen eventuell sehr geringen Restwert – wertlos.

Oliver ist gelernter Bankkaufmann und war über zehn Jahre bei mehreren Banken in verschiedenen Bereichen tätig, unter anderem in der Kundenbetreuung. Seit 2008 ist er als freiberuflicher Finanz-Journalist und Fachredakteur tätig.
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