Die Gewinne sind da und der Markt läuft heiß – ist es jetzt Zeit sein Depot abzusichern? Doch was versteht man überhaupt unter der Absicherung des Depots? Und welche Absicherungsstrategien gibt es an der Börse? Auf diese Fragen möchte ich nachfolgend eingehen und natürlich würde auch mich interessieren, wie du dein Depot am besten sicherst.
Inhaltsverzeichnis
Muss ein Depot überhaupt abgesichert werden?
Bevor wir uns den verschiedenen Möglichkeiten zum Depot absichern anschauen, sollte man erst einmal die Frage klären, ob das eigene Depot überhaupt abgesichert werden muss. Denn solch eine Depot-Absicherung ist natürlich nicht kostenlos. Sicherheit kostet nun einmal Geld! Deshalb ist es wichtig eine Anlagestrategie zu haben, diese zu kennen und natürlich auch zu befolgen. Wer nämlich ein langfristiger Investor ist, der mehrere Jahre auf sein Geld verzichten kann, der kann eine evtl. anstehende Krise auch einfach aussitzen. Fallende Kurse machen hier langfristig (wir sprechen hier von einem Zeitraum von über 10 Jahren) nichts aus, sodass es eine Absicherung evtl. gar nicht bedarf. Klar ist aber dann, man braucht definitiv mehrere Jahre, denn eine Durststrecke in der Börse kann sich ziehen.
Wer diese Zeit nicht hat und Gewinne für eine evtl. etwas spätere Investition mitnehmen möchte, der sollte sich aber definitiv Gedanken machen, wie das eigene Depot abgesichert werden kann. Nachfolgend möchte ich hierzu verschiedene Möglichkeiten vorstellen.
Möglichkeiten zum Depot absichern
Wer das Durchhaltevermögen bzw. die Zeit zum Aussitzen einer Krise nicht hat, der sollte folgende Möglichkeiten zum Absichern eines Depots an der Börse berücksichtigen.
Diversifikation
Diversifikation ist etwas, das jeder Börsianer berücksichtigen soll. Schon Oma lehrte uns, dass man nicht alle Eier in einen Korb legen soll. Gleiches gilt auch für die Börse. Wer sein Depot schon von Start an absichern möchte, der diversifiziert bei der Aktienauswahl. Sprich man kauft Aktien von Unternehmen aus verschiedenen Ländern, verschiedenen Branchen usw. Damit sichert man sich ab, falls nur eine bestimmte Branche/Land/etc. eine Schwächephase hat. Am einfachsten geht das, in dem man in einem streuenden ETF investiert, wie z.B. einen MSCI World-ETF, bei dem das Geld automatisch in die größten Unternehmen auf der ganzen Welt verteilt wird.
Einen Schritt weiter kann man bei der Diversifikation gehen, wenn man nicht nur innerhalb der Aktien-Anlageklasse streut, sondern noch weitere Assets beimischt. Das können beispielsweise Rohstoffe sein. Gemeint sind hier Rohstoffe mit Wertstabilität, wie die Edelmetalle Gold oder Silber. Auch Kryptowährungen sind inzwischen eine beliebte Beimischung zum Depot. Allerdings hat uns der letzte Einbruch im März 2020 durch Corona gezeigt, dass auch diese als sehr sichere Anlageklassen erachtete Werte kurzfristig genauso wie die Börsenwerte stark sinken können.
Die Diversifikation ist schon einmal ein erster Schritt für die Absicherung eines Depots. Gegen einen globalen Crash bringt aber auch das best diversifiziertes Depot leider kurzfristig nichts.
Stoppkurse zur Absicherung
Eine weitere Möglichkeit zur Absicherung des Depots sind Stoppkurse. Hat man solch einen Stoppkurse für eine Aktie im Depot definiert (durch das Absetzen einer Stopp Loss Order), dann wird die Aktie automatisch auf den Markt zum Verkauf angeboten, wenn der Kurs der Aktie unter dem Wert des definierten Stoppkurses fällt.
Empfohlen wird dabei, dass man den Stoppkurs auf etwa rund 15% bis 20% unterhalb des Kaufkurses ansetzt. Wenn die Aktie steigt, muss der Stoppkurs natürlich nach oben hin angepasst werden. Damit dies automatisch passiert, kann man zu sogenannte Trailing-Stops greifen.
Stoppkurse haben allerdings auch ihre Tücken. Gerade bei volatilen Werten, bei denen es in kurzer Zeit häufiger mal runter und anschließend wieder hoch geht, müsste der Stoppkurs sehr weit unten angesetzt werden, wenn man die Aktie etwas länger halten möchte.
Ebenfalls garantiert der Stoppkurs nicht, dass die Aktie auch wirklich zu dem Preis des Stoppkurses auch wirklich verkauft wird. Sie wird lediglich auf den Markt zum Kauf angeboten. Im Falle einer Krise, in der ganz viele Verkaufsangebot zur selben Zeit platziert werden und es so durch zu einem Überangebot kommt und damit zu einem ruckartigen Fall des Aktienwertes, kann man so die Aktie ohne weitere Zusätze im blödesten Fall zu einem sehr viel niedrigen Preis erst verkaufen, falls sich kein Käufer findet.
Stopp Loss Orders und Trailing Loss Order sollen Verluste begrenzen. Zusätzliches Kapital ist dafür nicht notwendig. Wer aber nicht nur Verluste minimieren, sondern sein Depot auch im Falle einer Krise auf dem gleichen Depotwert behalten möchte, der muss zu den folgenden Absicherungsstrategien greifen.
Put-Optionen oder Put-Optionsschein
Bei Put-Optionen und später auch Zertifikaten ist zur Absicherung des Depots im Vergleich zu den oberen genannten Möglichkeiten Kapitaleinsatz nötig. Das bedeutet wiederum, dass dieses Kapital durchaus vernichtet werden kann. Es besteht also ein gewisses Risiko, weshalb zu den nachfolgenden Mitteln auch nur diejenigen greifen sollten, die wissen was sie tun und eine gewisse Erfahrung im Aktienmarkt mitbringen. Als guter Ausgangspunkt empfehle ich auch meinen Artikel zum Thema “Auf fallende Kurse setzen”. Denn genau das macht man, wenn man sein Depot gegen eine Krise absichern möchte.
Bei einer Put-Option wette man nämlich gegen einen bestimmten Basiswert. Man spekuliert darauf, dass der Kurs in der nächsten Zeit sinken wird. Es ist damit einfach gesagt das Gegenteil zu einer normalen Aktienanlage, wo man ja auf steigende Kurse hofft. Man erwirbt mit der Put-Option also das Recht, den jeweiligen Basiswert in der Zukunft zu einem festgelegten Preis verkaufen zu können. Liegen die zukünftige Kurse unter diesem Ausübungspreis, dann macht man Profit.
Die Putoption ist dabei ein Kontrakt zwischen Käufer und Verkäufer, während ein Optionsschein (Warrants) ein verbrieftes, an der Börse gehandeltes Recht darstellt. Optionsscheine werden von Banken standardisiert herausgegeben und lassen sich damit auch besser an der Börse handeln als Optionen. Deshalb greifen vor allem Privatanleger eher zu Optionsscheine.
Umso mehr ein Kurs fällt, umso höher ist die Wertsteigerung des Optionsschein. Am Ende der Laufzeit der Option kann man dann entscheiden, ob man den Basiswert tatsächlich verkauft oder nicht. Selbiges gilt für den Optionsschein, der an der Börse dann verkauft wird.
Die Frage nach der Kosten für einen Optionsschein muss man je nach Fall individuell berechnen. Je nachdem was abgesichert wird und wie lange die Laufzeit ist, schwanken die Preise. Man spricht beim Preis eines Optionsschein auch von einer sogenannten Prämie.
Während Optionen von institutionellen Anleger vor allem für das Risikomanagement genutzt werden, werden Privatanleger damit meist zum Spekulieren verführt. Man kann sein Depot damit definitiv absichern, dennoch empfiehlt sich diese Absicherung nur den Profis. Es droht der Totalverlust!
Zertifikate
Zertifikate verhalten sich ganz ähnlich zu Optionen. Während man bei Optionen zur Absicherung des Depots zu einer Put-Option greift, ist bei Zertifikaten ein Short-Zertifikat die richtige Wahl.
Was jetzt der genaue Unterschied zwischen einem Zertifikat und einem Optionsschein ist, das erklärt das nachfolgende Video ganz gut:
CFDs und Differenzkontrakte
Als allerletzte Absicherungsmöglichkeit für das Depot möchte ich noch kurz CFDs und Differenzkontrakte erwähnen. Falls du nicht weißt was das ist, dann kann ich dir nur meinen Artikel zum Thema CFD Trading ans Herz legen. Auch mit CFDs hat man die Möglichkeit auf Verluste des Basiswert zu setzen. Sie eignen sich eher für eine kurzfristige Depotabsicherung. Allerdings sind CFDs hochkomplex, sodass diese sich wirklich nur für Anleger mit sehr viel Börsenerfahrung eignen.
Fazit zum Depot absichern
Man kann schon mit sehr einfachen Mittel, wie Diversifikation und Stoppkurse, sein Depot zu einem gewissen Grad absichern. Vor einer plötzlichen Finanzkrise und damit sehr heftig verbundenen fallenden Kurse hilft das aber in der Regel nichts. Wer den Wert erhalten oder gar an solchen Ereignissen verdienen möchte, der muss zu Möglichkeiten mit Kapitaleinsatz, wie beispielsweise Optionsscheine, Zertifikate oder gar CFDs greifen. Hier kann das eingesetzte Kapital aber genauso vernichtet werden, weshalb sich diese Möglichkeiten zur Absicherung eines Depots nur für diejenigen Anleger eignet, die auch wirklich Erfahrung an der Börse haben, die entsprechende Werkzeuge verstanden und damit auch die Risiken besser abschätzen können. Für den größten Teil der Anleger, die ihr Depot diversifiziert aufgebaut haben, lohnt es sich meist einfach die Krise auszusitzen. Dafür muss man den berühmt berüchtigten langen Atem beweisen, weshalb man solche Szenarien bei seiner Anlagestrategie schon berücksichtigen sollen.
In meinem Studium der Informationswirtschaft bin ich in zahlreichen Vorlesungen mit der Theorie der Finanzmärkte konfrontiert worden. Dieses Wissen und meine praktische Erfahrung rund um das Thema Finanzen möchte ich mit euch hier auf meinem Blog finanzeinstieg.de teilen.
Rafael aka Finanzwolf meint
Hi, danke für deinen Beitrag. Ich für mich sichere mein Depot nicht ab. Habe das früher gemacht und ich habe gute Einblicke, da mein Onkel Portfoliomanager ist. Aber man merkt – gerade bei den Profis – da Sie meinen wie der Markt tickt.
Ich für mich als Langfrist-Anleger würde eher bei einem Einbruch einen Teil meiner Rücklagen auflösen und nachkaufen. Das ist für mich meine Depotabsicherung und mit der fahre ich bisher super.
Viel Erfolg weiterhin…
Rafael
Christian meint
Hallo Rafael,
ich halte es so wie du. Als Langfristiger-Anleger sollte man sich hier weniger Gedanken machen, insbesondere wenn man nicht in nahe Zukunft auf sein Geld angewiesen sein muss. Hier sollte man für eine „Depot Absicherung“ eher ein bisschen mehr Cash-Reserve ansparen, wenn man meint, ein Crash könnte bevorstehen. Dann kann man später zu geringeren Kursen wieder investieren und hat am Ende wahrscheinlich mehr davon.
Beste Grüße
Christian