
Seit der Einführung des Bitcoin hat der Markt der digitalen Währungen eine rapide Entwicklung hingelegt. Nun wird die Welt der Kryptowährungen noch weiter revolutioniert – mit dem Worldcoin, der futuristische Technologie und soziales Verantwortungsbewusstsein miteinander vereint. Doch was steckt hinter diesem neuen Coin? Läutet er wirklich eine neue Ära in der Kryptowelt ein oder bleibt es doch nur bei großen Versprechungen der Schöpfer?
Inhaltsverzeichnis
Was ist der Worldcoin?
Der Worldcoin ist eine digitale Währung mit einer ganz bestimmten Vision: Sie will die Akzeptanz, Verteilung und den Einsatz von Kryptowährungen vorantreiben, indem sie jedem Menschen weltweit eine bestimmte Menge dieser Währung gratis zur Verfügung stellt.
Die traditionelle Vorstellung bzw. das Verständnis von Kryptowährungen, das bisher existierte, wird durch den Worldcoin fundamental verändert. Der Worldcoin ist nämlich nicht nur von technologischen Innovationen geprägt, sondern basiert darüber hinaus auf sozialen Prinzipien. Die Idee ist es, ein universelles Grundeinkommen für die gesamte Erdbevölkerung anzustreben. Dadurch sollen Menschen in weniger wohlhabenderen und ärmeren Regionen der Welt Unterstützung erfahren und eine finanzielle Inklusion angekurbelt werden.
Auf der offiziellen Webseite worldcoin.org beschreiben sich die Erfinder den Worldcoin folgendermaßen:
Worldcoin is an open-source protocol, supported by a global community of developers, individuals, economists and technologists committed to expanding participation in, and access to, the global economy. The Worldcoin Foundation is the steward, and will support and grow the Worldcoin community until it becomes self-sufficient. Tools for Humanity helped launch Worldcoin, and currently serve as advisors to the Foundation and operators of the World App.
[Übersetzung: Worldcoin ist ein Open-Source-Protokoll, das von einer globalen Gemeinschaft von Entwicklern, Privatpersonen, Ökonomen und Technologen unterstützt wird, die sich für die Ausweitung der Teilnahme an der Weltwirtschaft und den Zugang zu ihr einsetzen. Die Worldcoin Foundation ist die Verwalterin und wird die Worldcoin-Gemeinschaft unterstützen und ausbauen, bis sie autark ist. Tools for Humanity hat Worldcoin mit ins Leben gerufen und fungiert derzeit als Berater der Stiftung und Betreiber der World App.]
Wer steckt hinter dem Worldcoin?
Die Köpfe hinter der neuartigen revolutionären Währung ist ein Team bestehend aus Technologie-, IT- und Kryptoexperten sowie Sozialforschern. Ein wichtiger Name im Zusammenhang mit dem Projekt ist der renommierte Unternehmer und Investor Sam Altman, ehemaliger Präsident des Start-up-Beschleunigers Y Combinator. Altman ist bekannt für sein Mitwirken an der Entwicklung und Innovation der digitalen Welt. Auch sein Zutun im Bereich der künstlichen Intelligenz ist bemerkenswert – wie z. B. bei der Gründung von OpenAI, einer gemeinnützigen Organisation, die künstliche Intelligenz zum Wohle der Menschheit entwickelt. Mit ChatGPT hat Altman schon einmal für Aufruhr gesorgt. Wird ihm das auch mit dem Worldcoin geklingen?
Wie schon weiter oben erwähnt, steckt aber hinter dem Worldcoin nicht nur Sam Altman, sondern auch die Organization „Tools For Humanity“. Diese hat ihren Sitz in Erlangen, operiert aber vor allem aus Berlin heraus. CEO von „Tools For Humanity“ ist Alex Blania.
Laut eigenen Angaben sollen Sam Altman und Alex Blania im Jahr 2019 zusammengesetzt und den WorldCoin, sowie die WorldID aus der Taufe gehoben haben. Blania gründete 2020 im bayrischen Erlangen eine Niederlassung der Zentrale in San Francisco. Hier entwickelte er mit einem kleinen Team den ersten Prototyp des benötigten Irisscanner. Dieser Orb genannte Scanner ging 2021 in mehren Ländern in den Feldtest. Für was dieser benötigt wird, erfährt man im nächsten Kapitel.
Wie funktioniert der Worldcoin?
Auch die Funktionsweise des Worldcoin ist revolutionär. Worldcoin funktioniert mittels biometrischer Technologien, um Personen zu identifizieren. In diesem Fall handelt es sich um ein Scannen der Augen. Dabei wird die Iris (auch bekannt als Regenbogenhaut) gescannt, was gewährleisten soll, dass sich lediglich echte Menschen im System anmelden und keine künstliche Intelligenz („Proof of Personhood“) – ohne ihre Identität preiszugeben. Durch künstliche Intelligenz bestünde nämlich die Gefahr eines Massenmissbrauchs in Form von Fake-User-Anmeldungen. Aus der erfassten Iris wird ein einzigartiger Hash (Zeichenkette) generiert, die den Besitzer als menschliches Wesen identifiziert. Aus diesem Hash in der Ethereum-Blockchain wird die sogenannte „WorldID“. Die Iris-Abbildung soll anschließend laut den Machern des Worldcoins vom Orb vernichtet werden. Ausnahme ist, wenn der Nutzer explizit sie für Trainingszwecke freigibt.
Die Iris eines jeden Menschen ist absolut einzigartig und fungiert bei diesem System wie ein Fingerabdruck. Sobald die sogenannte biometrische Identität durch den Augen-Scan hergestellt wurde, erhält die Person, die dahinter steckt, eine festgelegte Menge an Worldcoins. Alle registrierten Nutzer erhalten diese festgesetzte Menge in regelmäßigen Abständen, sodass sichergestellt ist, dass die neuartige Währung stetig im Umlauf ist. Worldcoin befindet sich quasi noch in den Kinderschuhen. Das gesamte Entwicklungsteam arbeitet gemeinsam an seiner Optimierung und Weiterentwicklung. Ziel ist, die neuartige Währung in den Handel zu integrieren und für die breite Bevölkerung zugänglich zu machen.
Im März 2022 wurden bereits rund 450.000 Menschen gescannt. Dafür wurden insbesondere in Entwicklungsländern, wie beispielsweise Kenia oder dem Sudan, Promoter angeheuert, die die Menschen dazu animieren sollten sich ihre Iris zu scannen. Hierfür wurden unter anderem auch finanzielle Belohnungen in Aussicht gestellt, was dem Projekt auch einiges an Kritik einbrachte. Da die Promoter selbst auch Provision pro gescannter Iris in Form des Stablecoins Tether bekamen, griffen diese teilweise auch zu sehr unseriösen Mitteln zurück. So berichtete das Magazin MIT Technology Review, dass in Westjava der Irisscan als Workshop über Kryptowährungen getarnt wurde und die Teilnehmer gar nicht richtig erfuhren, was hier genau vonstatten ging.
Worldcoin ist nicht gleich WorldCoin

Bevor es an den Kauf des Worldcoins geht – Achtung. Der Worldcoin von Sam Altman ist nämlich nicht der einzige Coin, den es unter diesem Namen gibt. Sucht man beispielsweise auf der Webseite CoinMarketCap, findet man unter dem Begriff Worldcoin gleich drei Coins: Den Worldcoin (WLD), den WorldCoin (WDC) und den Erugo World Coin (EWC). Der „richtige“ Worldcoin findet man unter dem Kürzel WLD.
Wo kann man den Worldcoin kaufen?
Geplant ist, die neuartige Währung über verschiedene Plattformen und Partner zum Einsatz zu bringen. In Zukunft soll der Worldcoin dann über alle möglichen Handelsplattformen sowie Kryptobörsen zu erwerben sein. Los ging es am 24. Juli 2023, an dem die erste Kryptobörse den Worldcoin listete. Seit dem kann er bei viele verschiedenen Börsen, wie beispielsweise Binance, Bitpanda oder Bitvavo gekauft werden.
Kritik am Worldcoin
Obwohl die Idee des Worldcoin noch sehr jung ist, hat sie bereits jetzt viel Aufmerksamkeit erregt – und dies nicht ohne Grund. Im ersten Moment klingt die Funktionsweise und Vision des Worldcoin wie ein Szenario aus einem Science-Fiction-Film oder einem dystopischen Roman. Man blickt für wenige Sekunden in eine matt silberglänzende Kugel (sogenannte Orbs), die einen Augen-Scan durchführt, worauf ein digitaler Ausweis erstellt wird, mit dem zukünftig Zahlungen durchgeführt werden können. Das mag ziemlich futuristisch klingen, ist aber tatsächlich Realität. Und wie so oft auch in der Science-Fiction und vor allem in der Dystopie zeigt auch das revolutionärste und innovativste technologische Meisterwerk früher oder später eine tückische Kehrseite.
Auch beim Worldcoin fürchten Kritiker Ähnliches. Datenschützer vermuten z. B. erhebliche Sicherheitsrisiken und bezeichnen es mitunter als „Identitätsregister in privater Hand“. Auch für Hacker soll das System anfällig und ein wahres Paradies sein. Außerdem kann die Iris durch z. B. Unfall oder Erkrankung zu Schaden kommen und dadurch verändert werden. Eine Identitätskontrolle wäre im Anschluss schier unmöglich und mögliches Kapital in Form von Worldcoin wäre verloren.
In verschiedenen Ländern steht der Worldcoin auf dem Prüfstand. Ausgerechnet im Testland Kenia, wurde Anfang August die Aktivitäten von Tools For Humanity gestoppt. Die Polizei durchsuchte in Nairobi Liegenschaften von Tools For Humanity und beschlagnahmten Orbs.
Auch in Deutschland sieht das Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht mögliche Risiken. Wobei Mitgründer Alex Blania im Podcast von Finance Forward behauptete, von Anfang an mit dem Bayerische Landesamt für Datenschutzaufsicht „zusammengearbeitet“ zu haben. Laut einer Nachfrage der Zeitschrift c’t (Ausgabe 20 vom 26.08.2023) gab hingegen Behördeleiter Michael Will an, dass man erst im November 2022 „aufgrund eines Ermittlungsersuchens der französischen Datenschutzaufsichtsbehörde“ aktiv wurde. Mit Start des Worldcoins wurde außerdem laut dem Handelsblatt auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin aktiv.
Fazit
In einer sich ständig wandelnden Welt aus digitalen und technologischen Innovationen repräsentiert Worldcoin einen weiteren kleinen Meilenstein. Die neuartige Kryptowährung präsentiert eine neuartige Form der Identitätsprüfung. Zeitgleich betritt der Worldcoin die Bühne der Kryptowelt und gibt ein gewagtes Versprechen an seine Anhänger sowie potenziellen zukünftigen Nutzer: Eine hochinnovative digitale Währung mit sozialem Charakter, die für jedermann zugänglich ist. Die Verschmelzung von futuristischer Technologie und sozialem Verantwortungsbewusstsein macht den Worldcoin einzigartig und lässt sowohl Bewunderer als auch Kritiker aufhorchen. In welche Richtung sich die Vision und die Realisierung des Worldcoins als Währung auf dem Markt sich entwickeln wird und ob er sich bewähren wird, wird sich erst noch zeigen. Bis dahin darf sein Entwicklungsteam weiter an seinem Konzept arbeiten und es optimieren, Fans des Worldcoins dürfen sich also noch in etwas mehr Geduld üben und Kritiker ihrer Kritik ein wenig Wind aus den Segeln nehmen, bis der Worldcoin die Chance bekommt, sich zu bewähren. Es darf allerdings bezweifelt werden, dass die Vision der Gründer, der Worldcoin würde als Identifikationsobjekt von Staaten genutzt, wirklich eintreten wird.

In meinem Studium der Informationswirtschaft bin ich in zahlreichen Vorlesungen mit der Theorie der Finanzmärkte konfrontiert worden. Dieses Wissen und meine praktische Erfahrung rund um das Thema Finanzen möchte ich mit euch hier auf meinem Blog finanzeinstieg.de teilen.
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