Schon einmal den Begriff Front Running oder Front Runner gehört? Falls nicht, dann ist dieser Beitrag genau das richtig. In diesem Börsen 1×1 erfährst du kurz und kompakt, was sich hinter den Begriffen Front Running und Front Runner bedeutet und was man in diesem Zusammenhang unter dem Hochfrequenzhandelt versteht.
Unter dem Front Running versteht man im Börsenhandel das Ausnutzen von Wissen um einer Handelspartei zuvorzukommen (eng verwandt ist hier auch der Begriff des Insiderhandels). Weiß beispielsweise ein Händler (Trader), dass eine größere Kaufaktion einer bestimmten Aktie bevorsteht, kann er noch bevor es soweit ist, selbst diese entsprechende Aktie im großen Stil kaufen, um sie dann später durch den Kursanstieg zu einem höheren Preis zu verkaufen. Auch Anlageberater oder Analysten können selbst entsprechende Wertpapiere kaufen, bevor sie diese den Kunden zum Kauf empfehlen und würden damit auch Front Running begehen.
Die entscheidende Frage ist, wie der Händler an die Information kommt. Antizipiert er sie einfach, ist das Front Running an sich nicht illegal. Oft entstammen die Informationen des Front Runners aber aus Insiderquellen, weshalb das Front Running illegal ist. Man stelle sich beispielsweise Trader A vor, der Makler B kennt, der wiederum in einem großen Brokerhaus arbeitet. B gibt A Informationen weiter, dass ein großer Kauf bevorsteht, sofort kauft A die entsprechenden Wertpapiere, nur um sie wenig später wieder zu verkaufen. A und B teilen sich anschließend die daraus resultierenden Gewinne.
Juristisch gesehen, stellt Front Running in der illegalen Ausführung einen Verstoß gegen die Wohlverhaltenspflichten des Wertpapierhandelsgesetz dar (§ 31 Abs. 1 Nr. 2 WpHG – „Vermeidung von Interessenskonflikten“) und kann nach § 39 Abs. 2 Nr. 15 in Verbindung mit Abs. 4 WpHG mit einer Geldbuße von bis zu 50.000 Euro belegt werden.
Selbst wenn es sich um ein legales Front Running handeln sollte, wird es dennoch oft als unethisch bezeichnet und zählt sich zu den „parasitären“ Trading-Strategien. Insbesondere stellen Front Runner dem Markt keine Liquidität bereit, sondern entziehen sie diesem eher.
Die technische Realisierung des Front Runnings findet man im sogenannten Hochfrequenzhandel wieder. Hier nutzt man das Konzept des Front Runnings im Zusammenhang von Zeitunterschieden von Bruchteilen einer Millisekunde. Diese schnelle Platzierung ist nur mit Computern möglich und einer möglichst nahen örtlichen Platzierung der Handelsrechner neben den Börsenrechnern. Bei dieser Form des Front Runnings reicht es schon, wenn sich der Aktienkurs nur minimal ändert, da der Vorgang nahezu automatisch in hoher Zahl wiederholt werden kann.
Wall Street Front Running erklärt (Englisch)
In diesem englischen Video erklärt America’s Money Answers Man Jordan Goodman in der Show Boomers Braintrust das Front Running an der Wall Street.
Bildquelle: jarmoluk/pixabay.com
In meinem Studium der Informationswirtschaft bin ich in zahlreichen Vorlesungen mit der Theorie der Finanzmärkte konfrontiert worden. Dieses Wissen und meine praktische Erfahrung rund um das Thema Finanzen möchte ich mit euch hier auf meinem Blog finanzeinstieg.de teilen.
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