Zuletzt aktualisiert am 21.12.2019
In Immobilien zu investieren scheint bei der aktuellen Dauerniedrigzinsphase eine gute Idee zu sein. Blöd nur wenn man von der Materie kein Ahnung oder auch gar nicht so viel Geld für eine Investition hat. Doch in Zeiten des Internets gibt es für fast alles eine Antwort online. Das Stichwort lautet hier: Crowdinvesting, auf Deutsch Schwarmfinanzierung. Nach dem ich schon vor ein paar Monaten die Plattform Zinsland Test und Erfahrungen vorgestellt habe, folgt nun mit Exporo ein etwa gleichaltriger Konkurrent, der ebenfalls wie Zinsland ein Immobillien-Investment schon ab 500 Euro anbietet. Ob es dabei irgendwelche Haken gibt und ob mich Exporo überzeugen konnte, das erfahrt ihr in der nachfolgende Vorstellung und Test von Exporo.
Inhaltsverzeichnis
Klare Projektübersicht
Wer schon bei Zinsland investiert hat, der wird sich ebenfalls auf Exporo schnell zurecht finden – anders herum natürlich auch. Kein Wunder, befinden sich beide Unternehmen doch in Hamburg und haben nicht nur die physikalische Nähe gemeinsam. Dass Mitgründer Julian Oertzen auf Seiten von Exporo und Gesellschafter Carl-Friedrich von Stechow auf Seiten von Zinsland dann auch noch befreundet sind, kann nicht mehr überraschen.
Momentan ist lediglich immer nur ein Projekt zur Finanzierung freigegeben, erst wenn die benötigte Investitionssumme erreicht und das Projekt damit komplett finanziert wurde, wird das nächste Projekt für die Finanzierung freigeschalten.
Bisher wurden schon 15 Projekte erfolgreich finanziert, in die ein Kapital von über 15 Millionen Euro geflossen ist. Zurück gezahlt wurden bisher fast 2,3 Millionen Euro.
Wer investieren möchte bekommt auf einen Blick die wichtigsten Informationen der aktuellen zu finanzierenden Immobilie. Neben den Zinsen pro Jahr und den Zeitraum findet man dort auch die Gesamtinvestitionskosten, das Finanzierungsziel, wie viel schon investiert wurde und wie lange der Fianzierungszeitraum läuft. Für eine erste Risikoeinschätzung gibt es bei der Übersicht auch noch die Anzeige der Exporo-Klasse. Diese reicht von A bis F, wobei die Risiko-Klasse A das niedrigste Risiko besitzt, während Projekte mit der Risiko-Klasse F am höchsten Risiken bergen. Wie immer in der Finanzwelt hängt auch die Höhe der Rendite mit der Höhe des Risikos zusammen. Immobilieninvestitionen mit einer niedrigen Risiko-Klasse haben auch eine vergleichsweise niedrigere Rendite als Investitionsmöglichkeiten mit einer höheren Risikoklasse. Das Problem an dieser Einschätzung ist: „Der Plattformbetreiber beurteilt nicht die Bonität des Projektinhabers und überprüft nicht die von diesem zur Verfügung gestellten Informationen auf ihren Wahrheitsgehalt, ihre Vollständigkeit oder ihre Aktualität.“ Die Exporo-Klassen sind zwar ganz nett, entbinden aber keinen Investor davor das eigene Investment sorgsam zu prüfen.
Auf der Detailseite des jeweiligen Projekts erfährt man dann ausführlichere Informationen. Neben den Keyfacts und einer ausführlichen Projektbeschreibung findet man hier auf Informationen zum Projektentwickler, der mit dem gesammelten Geld das Immobilienprojekt realisiert und im besten Fall das Geld mitsamt Zinsen auch wieder zurückzahlt.
Der Entwickler: Bekannte Gesichter
Wie schon gesagt sind die Entwickler mit der Umsetzung des Projektes betraut. Ihnen gibt man das Geld, in der Hoffnung darauf, dass sie wissen wie man es einsetzt. Für eine erfolgreiche Projektumsetzung ist ein kompetenter und erfahrener Entwickler also unabdingbar. Gerade als Laie soll man deshalb nicht blind den jeweiligen Projektentwicklern vertrauen. Schließlich droht jederzeit der Komplettverlust des gesamten Investments, dazu aber gleich mehr. So sollte man als Investor neben dem eigentlichen Projekt auch den Projektentwickler sorgsam prüfen. Neben einer rudimentären Google-Suche zu Firmenname und Namen der Gesellschafter, rate ich beispielsweise bei GmbHs immer auch einen Blick in den Bundesanzeiger.
Übrigens, wer schon auf anderen Crowdfunding-Plattformen in Projekte investiert hat, sollte beim Entwickler gleich zweimal hinschauen. Denn wie ich gesehen habe, tummeln sich Entwickler auf mehreren Plattformen und sammeln dort für verschiedene Immobilien gleichzeitig Geld ein. Prinzipiell finde ich eine Diversifizierung, in dem man nicht nur bei einer Crowdfunding-Plattform, sondern bei mehreren Investiert, sehr sinnvoll. Da sich so auch wieder das Risiko minimieren lässt. Wenn man das dann aber macht, dann sollte man nicht in Projekten des jeweiligen gleichen Entwicklers investieren. Denn auch wenn es verschiedene Projekte sind, ist das Risiko eines Verlustes bei lediglich einem Entwickler größer als wenn man in zwei Projekte mit zwei verschiedenen Entwicklern investiert. Außer man kennt den Entwickler und hat mit diesem schon gute Erfahrung gemacht und vertraut diesem auch weiterhin.
Niedrige Mindestanlage, aber Totalverlust droht
Generell geht das erste Immobilien-Investment schnell und unkompliziert von der Hand. Schon ab lediglich 500 Euro kann man mit dem Investment starten. Gebühren fallen für den Investor nicht an, diese werden komplett vom Projektentwickler getragen. Die Rückzahlungen mit 8 bis 46 Monate reichen von sehr kurz bis vergleichsweise lange. Immer überzeugen können hingegen die Zinsen pro Jahr, die sich von 4,5 bis 6% erstrecken. Alles gut, Ende gut!?
Mitnichten. Wie schon einmal erwähnt, hohe Renditen bedeuten auch hohes Risiko. Dieses findet man bei Exporo, wie auch bei fast jeder anderen Crowdinvesting-Plattform, im Forme des sogenannten Nachrangdarlehen vor. Ein Nachrangdarlehen bedeutet verkürzt gesagt, dass Forderungen daraus, beispielsweise im Zuge der Insolvenz des Projektentwicklers, gegenüber anderen Forderungen (z.B. von Banken oder anderen Gläubigern) nachrangig sind, also erst fast gegen Ende bedient werden. Ist kein Geld mehr vorhanden, wenn man endlich an die Reihe kommt, dann hat man Pech gehabt. Im schlimmsten Fall droht also der komplette Verlust des Investments. Dieses Risiko muss man sich immer bewusst sein. Deswegen gilt auch bei einer Investition auf Exporo wie immer in der Finanzwelt: Diversifikation! Bloß nicht alles auf eine Karte setze. In Bezug auf Exporo bedeutet das konkret, dass man nicht das ganze Geld lediglich in ein Projekt stecken (Klumpenrisiko vermeiden), sondern sich auch auf das nächste und/oder übernächste Projekt gedulden und so dann lieber verteilt die Investitionssummer anlegen sollte. Auch sollte man nicht seine gesamte Ersparnisse in Exporo anlegen, sondern nur ein Teil und den anderen Teil auf andere Investitions- und Sparmöglichkeiten verteilen.
Vorteile und Nachteile von Exporo
Nachfolgend die Vorteile und Nachteile bei einer Investition über Exporo:
Vorteile
- Investition schon ab 500 Euro
- Vergleichsweise kurzer Investitionszeitraum
- Für Investor keine Gebühren/Abzüge/Aufschläge
- Regionale Investition
Nachteile
- Nachrangdarlehen – Komplettausfall möglich
- Wenig Flexibilität
- Kein Mitspracherecht
- Investor profitiert nicht an möglichen Gewinnen
Fazit
Schnell, einfach und unbürokratisch. Mit lediglich 500 Euro oder natürlich auch mehr kann man bei Exporo selbst zum Immobilieninvestor werden. Die Immobilienprojekte sind bisher alle in Deutschland angesiedelt, könnten also im besten Fall vor der eigenen Tür liegen, sodass man den Projektfortschritt live miterleben kann. Falls dies aber nicht der Fall ist, wird man vom Projektentwickler regelmäßig über den Fortschritt informiert. Das Projekt samt Entwickler sollte man trotz den reichlich zur Verfügung gestellten Informationen sorgsam prüfen, denn im schlimmsten Fall droht der Komplettverlust der gesamten Investmentsumme. Dennoch ist Exporo bei der momentanen Niedrigzinsphase eine willkommene Abwechslung und bietet sich für eine weitere Investitionsdiversifikation meiner Meinung nach sehr gut an. Probier es einfach aus auf Exporo.de.
Wie sieht deine Meinung zu Exporo aus? Hast du schon selbst Exporo Erfahrungen bzw. die Plattform getestet? Ich freue mich über deine Meinung und/oder Testbericht in den Kommentaren!
Neuigkeiten zu Exporo
29.05.2017 – Exporo schließt weitere Finanzierungsrunde über 8 Mio. € ab
Für ein weiteres Wachstum hat Exporo weitere 8 Millionen Euro Risikokapital von e.ventures, Holtzbrinck Ventures, Sunstone und BPO Capital erhalten. Die letzte Finanzierungsrunde liegt erst weniger als ein Jahr zurück (Quelle).
18.12.2019 – Exporo auch in Immobilien-Skandal verwickelt
Im Crowdinvesting droht immer der Totalverlust des eingesetzten Geldes. Pleiten, wie der Exporo-Projekte „Marburg Portfolio I“ und „Marburg Portfolio II“ müssen also einkalkuliert werden. Das besondere an den genannten Projekten ist allerdings nun, dass es sich hierbei um keine gewöhnliche Insolvenz handelt, sondern wahrscheinlich um Betrug (konkret geht es um sogenanntes Immobilien-„Flipping“, bei dem Preise künstlich in die Höhe getrieben werden). Das lassen zumindestens jüngste Pressebereichte beispielsweise bei der Taz oder auf finanz-szene.de entnehmen. Exporo ist dabei selbst Leidtragender als betroffener Investor nutzt das aber freilich nichts. An dieser Stelle möchte ich deshalb allen Exporo-Investoren noch einmal eine sorgfältige, eigene Recherche der Projektbeteiligten ans Herz legen und sich nicht lediglich auf die Einschätzung von Exporo verlassen.
Hinweis: Bei den Links und Bannern zu Exporo handelt es sich um Affiliate-Links. Für dich entstehen beim Besuch über diese Links keine weitere Kosten, ich als Betreiber von finanzeinstieg.de bekomme allerdings eine kleine Provision, falls du über diesen Link selbst Investor bei Exporo wirst. Diese Provision hilft mir beim Betrieb von finanzeinstieg.de und sichert mir auch eine zukünftige Unabhängigkeit zu, um weitere Tests, Vorstellungen und weitere Informationen aus der Finanzwelt hier veröffentlichen zu können.
In meinem Studium der Informationswirtschaft bin ich in zahlreichen Vorlesungen mit der Theorie der Finanzmärkte konfrontiert worden. Dieses Wissen und meine praktische Erfahrung rund um das Thema Finanzen möchte ich mit euch hier auf meinem Blog finanzeinstieg.de teilen.
Erik Hanns meint
Hallo.
Wenn ich da investiere. Und das besagte Projekt geht Insolvenz. Können die da noch mehr Geld Verlangen. Oder bleibt mein Konto da unberührt. Und nur die Investition ist weg?
Christian meint
Hallo Erik,
eine gute Frage, vielen Dank. Bisher besteht keine sogenannte Nachschusspflicht, sprich es muss bei einer Insolvenz nicht mehr Geld gegeben werden. Das wird auch im Darlehensvertrag, denn du abschließt geregelt. Dies ist nach meinem Kenntnisstand bei allen anderen mir bekannten Crowdinvesting-Plattformen ebenfalls der Standard.
Es bleibt aber wie erwähnt das Risiko des Totalverlustes deines eingesetzten Kapitals. Deshalb solltest du das Projekt und den Entwickler auch sehr gut prüfen.
Bisher habe ich nur gute Erfahrungen gemacht, das kann sich aber ändern. Natürlich würde ich dann hier auch transparent darüber berichten.
Beste Grüße
Christian von finanzeinstieg.de