Grün ist im Trend! Nicht nur bei der Ernährung oder dem generellen Lifestyle, sondern auch im Finanzbereich. Seit dem Jahr 2007 gibt es die sogenannten Green Bonds und diese erlebten seit diesem Zeitpunkt eine gesteigerte Nachfrage. Doch was sind Green Bonds überhaupt? Und worauf sollten Anleger beim Erwerb solcher grünen Anleihen achten? Der nachfolgende Artikel gibt eine gute Übersicht rund um das Thema Green Bonds.
Inhaltsverzeichnis
Was sind Green Bonds?
Ein passende Beschreibung von Green Bonds (teilweise auch Climate Bonds genannt) ist die Green Bonds Definition der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW):
“Green Bonds sind Anleihen, bei denen sich die Emittenten gegenüber den Investoren verpflichten, die durch die Emission von Green Bonds erhaltenen Mittel zur Finanzierung von Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen einzusetzen.“
In dem man also in grüne Anleihen investiert, stellt man sicher, dass mit dem gegebenen Geld keine Umweltzerstörung, Raubbau an der Natur oder gar Kriege finanziert werden. Im Gegenteil, man ermöglicht so Vorhaben die der Gesellschaft und der Natur zu Gute kommen, die sonst eventuell gar nicht umgesetzt worden wären.
Bisher wurden die sozialen und ökologischen Projekte vor allem durch öffentliche Förderbanken, wie die Weltbank und die Europäische Entwicklungsbank, finanziert. Seit 2013 dürfen auch Privateunternehmen Green Bonds herausgeben.
Statt dass man direkt in „grüne Unternehmen“ investiert, kann man so mit Green Bonds bisher noch „graue Unternehmen“ etwas grüner machen. Der WWF bringt es in seiner Ausgabe 2/2017 auf den Punkt:
Die Banken haben den Trend des nachhaltigen Investierens deshalb schon lange aufgegriffen und bieten mit den Green Bonds eine Alternative zu den allgemeinen Anleihen für die Anleger.
Doch wann ist eine Anleihe eine grüne Anleihe? Dafür wurden von den großen Banken die sogenannten Green Bond Principles entwickelt.
Green Bond Principles
Wann eine Anleihe als grün gilt, ist nicht reglementiert. Prinzipiell kann jeder Anbieter einen Green Bond herausgeben, auch wenn der Bond nicht wirklich grün ist. Deshalb ist es wichtig, dass man als Anleger sich nicht blindlings auf die Bezeichnung „Green Bond“ verlässt.
Einen ersten Anhaltspunkt für eine grüne Anleihe ist, wenn sich der Herausgeber an die Green Bond Principles (GBP) hält. Dies ist ein freiwilliger Standard, der Empfehlungen gibt, wie die Erlöse eingesetzt werden sollen.
Im Jahr 2015 erarbeitet und zuletzt im Jahr 2016 aktualisiert, umfassen die Green Bond Principles vier Kernbestandteile:
- Verwendung der Erlöse
- Prozess für die Projektbewertung und Auswahl
- Management der Erlöse
- Reporting
Unter Einbeziehung der Green Bond Principles lautet die Green Bonds Definition der International Capital Market Association (ICMA):
„Green Bonds are any type of bond instrument where the proceeds will be exclusively applied to finance or re-finance in part or in full new and/or existing eligible Green and which are aligned with the four core components of the GBP.“
Einer der Hauptziele der Green Bond Principles ist die Schaffung von Transparenz. So soll beispielsweise das vierte Prinzip eine jährliche Offenlegung garantieren, die Auskunft darüber gibt, in welche Projekte die Anleiheerlöse geflossen sind. Da die Prinzipien aber nicht bindend sind, gibt es durchaus GBP-Mitglieder die dieser Offenlegungspflicht nicht nachkommen.
Die Green Bond Principles kann man sich hier in Englisch durchlesen: http://www.icmagroup.org/Regulatory-Policy-and-Market-Practice/green-bonds/green-bond-principles/
Die Green Bond Principles wurden unter anderem von folgenden Instituten unterzeichnet: Deutsche Bank, Bank of America, Citigroup, Commerzbank, Crédit Agricole CIB, JPMorgan Chase, BNP Paribas, Daiwa, Goldman Sachs, HSBC, Mizuho, Morgan Stanley, Rabobank und SEB.
Climate Bond Initiative
Die Climate Bond Initiative (CBI) ähnelt den Green Bond Principles. Auch diese gemeinnützige Organisation möchte den Anleihenmarkt etwas grüner machen. Möglich soll dies über Zertifizierungen sein, wer den „Climate Bond Standard“ erfüllt, wird mit der „Climate Bond Certification“ ausgezeichnet. Im Vergleich zu den Green Bond Principles sind die Kriterien konkreter. Allerdings gibt es auch an der Climate Bond Initiative Kritik, z.B. weil nicht die sozialen Auswirkungen der Investitionen berücksichtigt werden.
Zweitmeinungen, Second Party Opinions (SPO)
Was macht man, wenn man unsicher ist? Man holt sich eine zweite Meinung ein. Genau dies geschieht durch die sogenannten Second Party Opinions (SPO).
Wirtschaftsprüfungsgesellschaften, Umweltinstitute oder Nachhaltigkeitsratingagenturen nehmen die Green Bonds noch einmal genauer unter die Lupe und bescheinigen das ein Green Bond auch wirklich grün ist oder nicht. Diese Leistung wird in der Regel vom Emittenten des Green Bonds gezahlt und soll damit signalisieren, dass er es auch wirklich ernst meint. Allerdings muss auch hier wieder angemerkt werden, dass der Umfang und die Inhalte der SPO stark variieren und nicht immer die Fragen beantworten, die eigentlich gestellt wurden.
Green Bond ETF
Wer wirklich in Green Bonds investieren möchte, der muss sich bisher auch noch an Fonds halten. Eine große Auswahl an Green Bond ETF (Exchange Traded Fund) sucht man nämlich bisher noch vergeblich. Erst im März 2017 hat der französische ETF-Anbieter Lyxor nach eigenen Angeben den ersten Green Bond ETF an die Börse gebracht. Dieser Green Bond ETF soll den Standards der „Climate Bond“-Initiative entsprechen. Über den Erwerb des Lyxor Green Bond (DR) UCITS ETF (ISIN: LU1563454310) investiert man in ein Portfolio von 116 Green Bonds, die in Euro und US-Dollar notiert sind. Dies entspricht der Abbildung des Solactive Green Bond EUR USD IG Index. Bisher ist der ETF allerdings nur an den Börsen Euronext und London Stock Exchange handelbar.
Zwischen 2013 und 2016 stieg das Volumen der Neuemissionen der Green Bonds von 11 auf 81 Milliarden US-Dollar. Der Gesamtmarkt beläuft sich inzwischen auf 170 Milliarden US-Dollar.
Quellen und Verweise
- https://www.suedwind-institut.de/fileadmin/fuerSuedwind/Publikationen/2016/2016-17_Studie_Green_Bonds.pdf
- http://climateaction.unfccc.int/tcthemes.aspx?open=yes
Bildquelle: photoshopper24/pixabay.com
In meinem Studium der Informationswirtschaft bin ich in zahlreichen Vorlesungen mit der Theorie der Finanzmärkte konfrontiert worden. Dieses Wissen und meine praktische Erfahrung rund um das Thema Finanzen möchte ich mit euch hier auf meinem Blog finanzeinstieg.de teilen.
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