SPACs sind kein neuer aber zurzeit beliebter Trend in der Finanzbranche. Die ersten SPACs gab es bereits im Jahr 2008. Seit 2019 wächst das Interesse an SPACs aber deutlich. Die florierenden Aktienmärkte sorgen dafür, dass viele Unternehmen in kurzer Zeit an die Börse gehen wollen, um von den positiven Entwicklungen zu profitieren. SPACs bieten derzeit die beste Chance, einen beschleunigten Börsengang zu erreichen. Wir erklären verständlich und übersichtlich, wie ein SPAC funktioniert und welche Vor- sowie Nachteile damit verbunden sind.
Inhaltsverzeichnis
Was ist ein SPAC?
Das Kürzel SPAC steht für „Special Purpose Acquisition Company”, also ein Unternehmen, das für den spezifischen Zweck einer späteren Übernahme eines anderen Unternehmens gegründet wurde. Ein SPAC besitzt zunächst kein eigenes wirtschaftliches Betätigungsfeld oder herzustellendes Produkt. Stattdessen dient ein SPAC nur der Ansammlung von Kapital, um eine Fusion oder Übernahme möglich zu machen. Eine solche Fusion gibt Unternehmen die Möglichkeit, einen Gang an die Börse zu vollführen, ohne den klassischen Weg über ein IPO (Initial Public Offering) gehen zu müssen. Die Gründer eines SPACs werden als Initiatoren oder Sponsoren bezeichnet.
Normalerweise stellen sich Unternehmen bei einem Börsengang öffentlich vor, um Nachfrage für die angebotenen Aktien bei Investmentbanken, Investoren und Anlegern zu schaffen. Im Falle eines SPAC dient diese sogenannte „Roadshow” allerdings dazu, Investoren zu gewinnen, die bereit sind, Kapital in ein SPAC zu investieren, ohne zu wissen, an welchem Unternehmen sie sich später beteiligen werden. Deshalb besteht die Führung eines SPACs in der Regel aus Experten, die Erfahrung bei der Übernahme von Unternehmen in einem speziellen Themenfeld besitzen. Investoren lassen sich nur gewinnen, wenn ein SPAC glaubhaft machen kann, die angestrebten Übernahmen tatsächlich gewinnbringend durchführen zu können.
Wie funktioniert ein SPAC?
Nach der Einholung des benötigten Kapitals beginnen die Sponsoren eines SPACs mit der Suche nach erfolgversprechenden Unternehmen, die sich für eine Fusion eignen. Die Sponsoren haben in der Regel zwei Jahre Zeit, um geeignete Übernahmekandidaten zu finden. Ist ein Kandidat gefunden, beginnen Verhandlungen über eine Fusion oder eine Übernahme.
Wird diese erfolgreich abgeschlossen, geht das übernommene Unternehmen im SPAC auf. Ein SPAC wird dann nach einer zweimonatigen Zwischenphase als Unit (eine Kombination aus Aktie und Optionsschein) im Endeffekt zu dem gekauften Unternehmen. Die Sponsoren übernehmen in diesem Unternehmen häufig Führungspositionen und leisten weitere Unterstützung während des begonnenen Börsengangs.
Was ist der Unterschied zwischen einem SPAC und einem IPO?
Bei einem IPO (Initial Public Offering) handelt es sich um den klassischen Weg eines Unternehmens an die Börse. Im Rahmen eines IPO stellt ein Unternehmen zum ersten Mal öffentlich Aktien zum Verkauf aus, um Kapital für den Börsengang zu beschaffen. Dieses Kapital wird benötigt, um ausreichend Wachstum und Expansion zu finanzieren und das eigene Unternehmen für weitere Investoren interessant zu machen. Bei dieser Art des Börsengangs sind die Anforderungen an Unternehmen hoch. Sie müssen ein laufendes Geschäftsmodell nachweisen, das regelmäßige Umsätze erzielt, und glaubhaft machen, dass mit weiteren Wachstumsraten gerechnet werden kann.
Was sind die Vorteile eines SPACs?
Ein SPAC bietet Unternehmen, die die Kriterien für ein IPO-Verfahren nicht erfüllen, die Möglichkeit, trotzdem an die Börse zu gehen. Häufig fehlen diesen Unternehmen die notwendigen Ressourcen, um den normalerweise langen und arbeitsintensiven Weg über Investmentbanken zu durchlaufen, bis eine ausreichende Nachfrage für einen Börsengang sichergestellt ist. SPACs können diese Arbeit unabhängig von spezifischen Geschäftsmodellen machen. Auf diese Weise wird ein erfolgreiches SPAC zu einer Art Blankocheck, der für verschiedene Unternehmen eingelöst werden kann. Das ist vor allem für junge Start-Ups interessant, die schnell an die Börse wollen.
Initiatoren haben bei der Gründung eines SPACs den Vorteil, dass zunächst kein eigenes Geld aufgewendet werden muss. Benötigt wird stattdessen die Expertise, um Investoren und Anlegern zu zeigen, dass ihr Kapital vom SPAC gewinnbringend verwendet werden wird. Sponsoren eines SPAC winken bei erfolgreicher Übernahme anderer Unternehmen dafür eine Beteiligung von bis zu 20 Prozent am Gesamtkapitalwert.
Anleger haben bei einem SPAC den Vorteil, dass sie früher an einem börsennotierten Unternehmen beteiligt werden, als das bei einem normalen Börsengang der Fall wäre. Da Anleger zum Zeitpunkt der Übernahme bereits Anteile an einem SPAC besitzen, können sie bereits zu Beginn des Börsengangs von den Erfolgen profitieren. Dies wiederum ermöglicht es Unternehmen, Anleger bereits im Vorfeld als Investoren zu gewinnen. Das Feld der potenziellen Geldgeber wird also erweitert.
Was sind die Nachteile eines SPACs
SPACs geben aufgrund ihrer Struktur keine spezifischen Aktien, sondern die genannten Blanko-Anteile an Investoren und Anleger aus. Diese wissen also nicht, ob eine spätere Fusion oder Übernahme tatsächlich stattfinden wird. Anleger und Investoren müssen den Sponsoren eines SPACs sozusagen einfach vertrauen. Es fehlt also jegliche, sachliche Garantie, dass Gewinne abfallen werden.
Bei einer Liquidierung eines SPACs bekommen Anleger zwar den Ausgabewert ihrer Anteile zurück, dieser ist aber in der Regel deutlich geringer, als der ursprüngliche Investitionswert. Anlegern und Investoren drohen also auch bei einem SPAC-Börsengang eventuell hohe Verluste. Damit stellen SPACs eine risikoreiche Börseninvestition dar.
Wo liegen die Risiken beim Investieren in einen SPAC?
Mehrere Beispiele zeigen, dass bei einem SPAC eine hohe Gefahr des Betrugs besteht. Investoren des SPAC „Modern Media Acquisition Group“ hatten zum Beispiel ihr gesamtes Geld verloren, als sich herausstellte, dass ein zu übernehmendes Unternehmen nicht die angegebene Kundenbasis besaß, auf Basis derer die Investoren angeworben wurden.
Podcast zum Thema SPACsDarüber hinaus gibt es keine Garantie, dass die Aktien eines Unternehmens nach einer Übernahme tatsächlich eine Wertschöpfung ermöglichen. So stürzten die Aktien der amerikanischen Nikola Corporation nach deren SPAC-Börsengang deutlich ab.
Fazit
Die Risiken beim Investieren in einen SPAC sind also nicht unbeträchtlich, die möglichen Gewinne jedoch ebenfalls sehr hoch. Darüber hinaus bestehen bei jeglicher Investition an der Börse gewisse Risiken. Lediglich aufgrund der Betrugsanfälligkeit müssen potenzielle Investoren und Anleger die Sponsoren eines SPAC genau auf ihr Wissen und ihre Vorerfahrung hin prüfen, bevor sie ihr Geld in ein noch nicht genau benanntes Projekt stecken.
Die Investition in ein SPAC ist deshalb ein Unterfangen, für das vor allem Marktwissen erforderlich ist. Nur wer weiß, welche Unternehmen in welchen Branchen aussichtsreiche Kandidaten für eine SPAC-Fusion darstellen, kann das Verlustrisiko im Vorfeld mindern.
In meinem Studium der Informationswirtschaft bin ich in zahlreichen Vorlesungen mit der Theorie der Finanzmärkte konfrontiert worden. Dieses Wissen und meine praktische Erfahrung rund um das Thema Finanzen möchte ich mit euch hier auf meinem Blog finanzeinstieg.de teilen.
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