Nachhaltiges Investieren, geht das überhaupt? Entweder man muss auf Rendite verzichten oder man hat nur eine sehr eingeschränkte Möglichkeit überhaupt Investitionsanlagen zu finden, die wirklich nachhaltig sind. Das ist zumindestens die gängige Meinung. Dies muss aber nicht so sein, wie die Crowdplattform WIWIN zeigen möchte. Was hinter WIWIN steckt, das möchte ich im nachfolgenden Test und Vorstellung der Plattform zeigen.
Inhaltsverzeichnis
Schon lange am Markt
Bereits seit dem Jahr 2011 ist WIWIN im Bereich des Crowdinvestings am Markt aktiv. Gründer Matthias Willenbacher war es, der Mitbürger die Möglichkeit mit WIWIN geben wollte, sich an der Energiewende zu beteiligen. Entstanden ist dabei WIWIN als Schwestergesellschaft der Juwi AG, die wiederum seit fast 25 Jahren tätiger Projektentwickler für erneuerbare Energien ist und die ebenfalls Willenbacher mitgegründet hatte. Die Firma stand 2014 kurz vor dem Aus und Willenbacher musste seinen Platz räumen, der Mannheimer Stadtwerkskonzern MVV Energie übernahm. Willenbacher blickt dabei nicht nur deshalb auf eine bewegte Vergangenheit in der Juwi AG zurück. War er doch unter anderem Angeklagter in einem Korruptionsprozess, bei dem er letztendlich aber freigesprochen wurde. Auch wenn Willenbacher seit 2015 nicht mehr im Vorstand der Juwi AG ist, vertritt er weiterhin die wiwin GmbH & Co. KG als Geschäftsführer der wiwi Beteiligungs GmbH. Im nachfolgenden Video erfährt man etwas mehr über den Kopf hinter WIWIN:
Investiert man nun in ein Projekt bei WIWIN, schließt man allerdings nicht direkt einen Vertrag mit der wiwin GmbH & Co. KG, sondern mit der Effecta GmbH. Dies liegt darin begründet, da WIWIN vertraglich gebundener Vermittler im Sinne des § 2 Abs. 10 KWG ist. In der Regel sind nur Banken und Finanzdienstleistungsinstitute berechtigt Finanzdienstleistungen anzubieten, die beispielsweise beim Crowdinvesting relevant sind. Da WIWIN keines von beiden ist, muss sich das Unternehmen die Dienste von einer Bank oder eines Finanzdienstleistungsinstitut zusichern, was in diesem Fall die Effecta GmbH ist. Diese Konstellation ist im Crowdinvesting Bereich keine Seltenheit, wenn man aber zum ersten Mal investiert, kann man sich darüber aber doch erst einmal wundern. WIWIN ist in diesem Punkt aber sehr transparent und weist an mehreren Stellen darauf hin.
Nachhaltigkeit steht im Mittelpunkt
Auf ihrer „Über uns“-Seite macht WIWIN klar deutlich, wie sie sich gegenüber andere Crowdinvesting-Plattformen, wie Exporo, MOMENTUM oder Bergfürst, abgrenzen wollen:
WIWIN richtet sich an nachhaltig orientierte Anleger und Investoren. Wir bieten Kapitalanlage-Möglichkeiten mit klarem Fokus auf die Nachhaltigkeits-Wende an und ermöglichen es damit, schon ab kleinen Beträgen einen Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft und zu spannenden Projekten zu leisten. Auf unserer Online-Plattform ist die Geldanlage für jeden unkompliziert und direkt möglich. So können auch Menschen, die erstmals investieren oder wenig Erfahrung haben, mit ihrem Geld zu mehr Nachhaltigkeit und zur Begrenzung des Klimawandels beitragen. Denn wenn sich viele Investoren über WIWIN zusammen an nachhaltigen Vorhaben beteiligen, können sie bereits mit kleinen Einzelbeträgen große Investitionen möglich machen und helfen dadurch, die Welt nachhaltiger zu gestalten. Unser Ziel ist es, gemeinsam mit Anlegern und Projektinhabern nachhaltige Ideen, Unternehmen und Produkte entscheidend voranzubringen.
Quelle: https://www.wiwin.de/ueber-wiwin
Wer diesen Absatz aufmerksam gelesen hat, dem wird ein Wort nicht entgangen sein: Nachhaltigkeit. Wer mit seinem Geld also etwas „Gutes“ tun möchte, der ist bei WIWIN genau an der richtigen Stelle. Doch was bedeutet „nachhaltig“ überhaupt? WIWIN beantwortet diese Frage hinsichtlich der Einstufung von Investitionsprojekten in zwei Stufen. In der ersten Stufe kommt ein Kriterienkatalog zum Einsatz, der sich an den Vorgaben des Forums für Nachhaltige Geldanlagen (FNG) als Mindeststandard orientiert. Sind diese Punkte erfüllt, folgt die zweite Hürde die ein Projekt meistern muss, bevor es auf der Plattform gelistet wird. Dafür muss es aus Sicht von WIWIN „einen merklichen positiven Impact“ aufweisen. Dafür arbeitet WIWIN mit dem Projektpartner zusammen, um „das zu Beginn gewählte Maß an Nachhaltigkeit noch zu steigern und einen noch größeren Impact zu erzeugen.“
Auf folgende Kriterien legt WIWIN explizit wert:
- Klimaschutz und erneuerbare Energien
- Energieeffizienz und nachhaltige Immobilien
- Ressourcenschonung
- Soziale und gesellschaftliche Relevanz
- Ökologische Landwirtschaft und regionale Produkte
Ausschlusskriterien sind hingegen:
- Atomkraft
- Kohle, Öl, Gas, Fracking
- Rüstungsindustrie und Waffen
- Gentechnik
- Verletzung der Menschenrechte
- Kinderarbeit
- Korruption
Bunter Strauß an Projekten
Laut Webseite hat WIWIN bisher schon über 72 Millionen Euro Anlagevolumen vermittelt und davon sollen auch schon über 50 Millionen Kapital (Zins + Tilgung) an die Anleger zurückgeflossen sein. Die durchschnittliche Verzinsung lag dabei bei 5,5% pro Jahr (Stand Oktober 2020).
Zum Zeitpunkt des Tests konnte in sechs Projekte investiert werden. Drei weitere standen in den Startlöchern. Im Vergleich zu anderen Plattformen kann man bei WIWIN nicht nur in eine Assetklasse investieren, sondern in verschiedene. Darunter in Startups, in Photovoltaikanlagen und wer etwas mehr Geld zu Verfügung hat, sogar in einen öffentlichen Alternativen Investmentfonds (Publikums-AIF). Die vergangenen Projekte zeigen, dass man beispielsweise auch schon in Immobilien oder auch mit dem SONO Motors (bei dem Willenbacher selbst involviert ist) Genussschein in ein E-Auto investieren konnte.
Wer richtig viel Geld zu Verfügung hat (in der Regel über 100.000 Euro), der darf sich zu den qualifizierten Anlegern zählen, denen WIWIN private Placements mit individuellen Zinssätzen anbietet. Das ganze sieht zwar auf den ersten Blick wie ein normales Projekt aus, dahinter versteckt sich allerdings ein Gespräch mit einem Anlageberater. Wie genau dieses verläuft und welche Investitionsmöglichkeiten einem hierbei angeboten werden, konnte ich leider nicht testen.
Falls man nicht zu den qualifizierten Anlegern gehört, dann liegt die Mindestanlage bei den meisten Projekten zwischen 100 und 500 Euro. Die Verzinsung des Kapitals lag bei etwas über 4% bis zu 7%. Dies entspricht etwa auch der Zinssätze bei den anderen Crowdplattform-Anbietern. Die Tilgung bei der investierbaren Projekte war dabei immer endfällig.
Zu jedem Projekt findet man neben einer Kurzbeschreibung auch die Angebotsdetails, die Projektdetails, die Chancen, die Risiken und die Neuigkeiten.
Risiken sind hier ein gutes Stichwort. Wie bei den meisten anderen Crowdinvesting-Plattformen besteht auch bei WIWIN die reale Möglichkeit des Totalverlustes des eingesetzten Kapitals. Wer dann sogar noch den Erwerb der Vermögensanlage durch ein Darlehen fremdfinanziert (das sollte man nie machen!) kann im blödesten Fall in die Privatinsolvenz schlittern. Darauf weist WIWIN transparent in jedem Projekt hin.
Wenig transparent ist WIWIN hingegen bei der bisher vorgenommenen Finanzierung der Projekte durch die anderen Anleger. Während man bei den meisten anderen Crowdinvesting-Plattformen zu jederzeit sieht, wie viel Geld schon in ein Projekt geflossen und wie weit man sich damit vom Finanzierungslimit noch entfernt befindet, wird man bei WIWIN darüber komplett im Dunklen gelassen.
Fazit
Man kann von Crowdinvesting-Plattformen halten was man will, mit WIWIN hat man eine weitere spannende Plattform im Rennen, wenn es um alternative Anlagemöglichkeiten gibt. Wer zudem mit seinem Geld noch etwas halbwegs Gutes erreichen möchte, findet hier eine erste Anlaufstelle. Und das dies nicht auf Kosten der Rendite gehen muss, zeigen die vielen Projekte auf WIWIN. Wie auch bei anderen Crowdinvesting-Plattformen stehen hier aber auch gewisse Risiken im Raum. Wo eine hohe Rendite ist, ist im Normalfall auch ein erhöhtes Risiko. Dies muss man sich beim Investieren in WIWIN-Projekte bewusst sein. Deshalb halte ich mich hier klar an die Empfehlung die WIWIN selbst auf seiner Webseite aufführt: „Die Vermögensanlage ist nur als Beimischung in ein Anlageportfolio geeignet.“
Bisher ist mir kein WIWIN-Projekt bekannt, das Pleite gegangen ist. Das bedeutet aber im Umkehrschluss natürlich nicht, dass das nicht jederzeit passieren könnte. Deshalb würden mich auch deine WIWIN-Erfahrungen interessieren. Was ist deine Meinung zu WIWIN? Über deinen Kommentar weiter unten würde ich mich sehr freuen.
In meinem Studium der Informationswirtschaft bin ich in zahlreichen Vorlesungen mit der Theorie der Finanzmärkte konfrontiert worden. Dieses Wissen und meine praktische Erfahrung rund um das Thema Finanzen möchte ich mit euch hier auf meinem Blog finanzeinstieg.de teilen.
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